A137 Frühjahr 2024 : Internationale Kunst

73 Internationale Kunst 407 BAJ, ENRICO (MAILAND 1924 – 2003 VERGIATE) «FIGURA». Öl auf Leinwand, sig. o.l. u. dat. (19)56 o.r., 100 x 70 cm CHF 25000.– / EUR 27000.– Wir danken der Gattin des Künstlers, Roberta Cerini-Baj, für ihre Bestätigung der Authenthizität anhand digitaler Abbildungen. Der aus einer wohlhabenden Mailänder Familie stammende Enrico Baj studierte zunächst Medizin, bevor er 1944 nach Genf floh, um sich der Wehrpflicht im faschistisch geführten Italien zu entziehen. Nach seiner Rückkehr nach Kriegsende studierte er an der Accademia di Belle Arti di Brera Kunst, besuchte nebenher Juravorlesungen und sicherte sich bis 1956 als Jurist seinen Lebensunterhalt. Nachhaltig geprägt vom Zweiten Weltkrieg, gründete er 1951 gemeinsam mit Sergio Dangelo die Bewegung «Movimento Nucleare», die vor einer drohenden atomaren Katastrophe warnte. Sein politisches Engagement schlug sich in seinem gesamten künstlerischen Schaffen nieder, das eine gewisse Nähe zum Surrealismus und Dadaismus sowie zur Pop Art zeigt. In Gemälden, Zeichnungen und Collagen entwickelte der Norditaliener eine groteske Figurenwelt, die sich gegen gesellschaftliche Konventionen und Missstände richtete. Daneben schuf er Skulpturen und verfasste Texte und Illustrationen für zahlreiche Bücher. Baj arbeitete gemeinsam mit Asger Jorn und stand in regem Austausch mit Marcel Duchamp, Max Ernst, Lucio Fontana und Yves Klein. Mit seiner Teilnahme an der Biennale in Venedig 1964 wurden zahlreiche europäische Museen auf den Künstler aufmerksam. Die vorliegende Arbeit aus Enrico Bajs «nuklearer Periode» gehört zu einer von Verkehrsschildern angeregten Werkserie. Seine amorphen Figuren setzte der Künstler auf einen strukturierten Aufbau aus Farbschichten, die typisch ist für diese Schaffensphase. «Die Formen lösen sich auf: die neuen Formen des Menschen sind die des atomaren Universums. Die Kräfte sind elektronischen Ladungen. Die ideale Schönheit gehört nicht mehr zu einer Kaste von dummen Helden und auch nicht zu Robotern. Sondern sie fällt mit der Darstellung des ato- maren Menschen und seines Raumes zusammen. (...) Die Wahrheit gehört nicht dir: Sie befindet sich im Inneren des Atoms. Die nukleare Malerei dokumentiert die Suche nach dieser Wahrheit.» (Zitat des Künstlers, übersetzt aus dem Englischen) For an english translation and more illustrations of this lot please refer to our online catalogue www.dobiaschofsky.com .

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