A138 Herbst 2024 : Internationale Kunst
38 Internationale Kunst 358 MARINI, MARINO (PISTOIA 1901 – 1980 VIAREGGIO) «CAVALLO E CAVALIERE». Tempera und Tusche auf Papier, sig. u. dat. 1947 u.r., 39 x 29,5 cm (BG) CHF 38000.– / EUR 41000.– Provenienz: Privatbesitz, Schweiz. Echtheitsbestätigung: Fondazione Marino Marini, Pistoia, 21. September 2022, Nr. 909. Der bedeutende italienische Maler, Druckgrafiker und Bildhauer Marino Marini studierte ab 1917 an der Accademia di Belle Arti in Florenz. Zunächst hauptsächlich als Maler tätig, gewann die Bildhauerei im Oeuvre des Italieners zunehmend an Bedeutung. Nach einem ersten Aufenthalt in Paris 1928 reiste Marini wiederholt für längere Zeit in die französische Metropole und machte dabei Bekanntschaft mit Giorgio de Chirico, Wassily Kan- dinsky, Aristide Maillol sowie Pablo Picasso, Georges Braque und Henri Laurens. 1929 übernahm er an der Kunstschule Villa Reale in Monza einen Lehrstuhl, den er bis 1940 innehatte. Damals widmete er sich bereits fast ausschliesslich der Bildhauerei. In den Vorkriegsjahren folgte eine erste Einzelausstellung in Mailand, Teilnahmen an verschiedenen Biennalen in Italien sowie Studienreisen nach England, Deutschland und Griechen- land. Mit seinem motivisch fast rigoros auf die Darstellung von Pferd und Reiter beschränkten plastischen Schaffen setzte noch vor dem Zweiten Weltkrieg Marinis künstlerischer Erfolg ein. Dabei wurde für jede Figur eine eigene plastische Sprache und stets neue stilistische Ausformungen entwickelt. 1940 wechselte der Künstler an die Accademia di Brera in Mailand. Nachdem ein Bombenangriff sein dortiges Atelier und mit ihm ein Grossteil seines Frühwerkes zerstört hatte, floh Marini nach Tenero bei Locarno, wo er sich bis 1946 aufhielt. Während den Schweizer Exiljahren lernte er mit Alberto Giacometti, Fritz Wotruba und Germaine Richier namhafte Vertreter der zeitgenössischen Plastik kennen. 1947 kehrte er nach Mailand zurück und nahm seine Lehrtätigkeit an der Accademia wieder auf. 1948 entstand eines seiner Hauptwerke, der «Angelo della città», den die Sammlerin Peggy Guggenheim erwarb und im Hof ihres Palazzos am Canal Grande in Venedig aufstellen liess. 1949 begegnete Marini dem einflussreichen amerikanischen Kunsthändler Curt Valentin, der ihm eine erste Einzelausstellung in der Buchholz Gallery in New York ermöglichte. Marino Marini war 1952 an der Biennale in Venedig und ab 1955 dreimal an der documenta in Kassel vertreten. In den 1960er und 1970er Jahren widmete er sich wieder vermehrt der Malerei und der Druckgrafik. Neben unzähligen internationalen Ausstellungen wurde er 1962 im Kunsthaus Zürich und 1966 im Palazzo Venzia in Rom mit umfassenden Retrospektiven gewürdigt. 1973 öffneten das Museo Marino Marini in Florenz und das Centro di documentazione dell‘opera di Marino Marini in Pistoia ihre Pforten. Das vorliegende Werk zeigt Marino Marinis «Markenzeichen», die Reiterfigur. Dazu inspiriert wurde er von einem Pferdehof in unmittelbarer Nach- barschaft zu seinem Atelier. Er variierte das Thema und entwickelte abstrahierende Vereinfachungen der formalen Gegebenheiten. Angesichts der Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Sujet zum stets expressiveren Sinnbild eines Kampfes gegen den Untergang und die Verzweiflung. For an english translation and more illustrations of this lot please refer to our online catalogue www.dobiaschofsky.com .
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