A138 Herbst 2024 : Internationale Kunst

55 Internationale Kunst 382 LALIQUE, RENÉ (AY/MARNE 1860 – 1945 PARIS) VASE «SERPENT», WINGEN-SUR-MODER, UM 1924-1937. Transparentes, orangerotes Glas, formgeblasen, partiell mattiert, umseitig gepresst bez. «R. Lalique», H: 25 cm CHF 8000.– / EUR 9000.– Felix Marcilhac, René Lalique. Catalogue raisonné de l‘oeuvre de verre, Paris 1989, S. 416, Nr. 896 (Entwurf 1924). Der bedeutende Glaskünstler und Schmuckdesigner René Lalique zeigte bereits früh Interesse an Kunst und Design und begann 1872 eine Zei- chenausbildung bei Jean-Marie Leguien im Pariser Collège Turgot. Nach dem Tod seines Vaters ging er 1876 beim Juwelier Louis Aucoc in die Lehre, gefolgt von einer Ausbildung an der Pariser École des Arts décoratifs und einem zweijährigen Aufenthalt in England. Danach liess er sich als selbstständiger Zeichner und Gestalter in der französischen Metropole nieder und arbeitete für renommierte Schmuckfirmen wie Boucheron und Cartier. 1885 übernahm er das Atelier des Juweliers Jules Destapes, wo er sich als eigenständiger Schmuckdesigner betätigte. Rasch erlangte er Anerkennung für seine innovativen Designs, die von der Natur inspiriert waren und sich durch den Einsatz von Materialien wie Glas, Email und Halbedelsteinen auszeichneten. Nach 1900 verlegte der Franzose seinen Fokus zunehmend auf den Werkstoff Glas. 1907 erfolgte die enge Zu- sammenarbeit mit dem Parfümeur François Coty, für den er revolutionäre Glasflakons entwarf. Diese Kooperation führte zu Laliques Eintritt in die Welt des Glaskunsthandwerkes und 1921 zur Gründung seiner «Verrerie d‘Alsace» in Wingen-sur-Moder. Hier entwickelte er neue Techniken, um Glas in verschiedensten Formen und Oberflächenstrukturen zu gestalten, und schuf sowohl Kunstobjekte als auch funktionale Stücke wie Vasen, Kronleuchter und Kühlerfiguren für Automobile. Bis zu seinem Tod 1945 war René Lalique ein Pionier der dekorativen Kunst, und sein Name gilt als Inbegriff von Luxus und exquisiter Kunstfertigkeit im Bereich der Schmuck- und Glasproduktion. Die Firma Lalique mit ihrer Produktionsstätte in den Nordvogesen existiert bis heute und steht weiterhin für zeitlose dekorative Glaskunst. René Lalique nutzte die anmutige, schmiegsame Form von Schlangen, um Dynamik und Bewegung in seinen Designs einzufangen. Ihre Körper passten perfekt zum Stil des Art Nouveau, der von organischen Formen und natürlichen Motiven geprägt war. In Laliques Glaskunst wurden die Reptilien sowohl als ästhetische als auch symbolische Elemente eingesetzt, indem ihre geschmeidigen, potentiell tödlichen Bewegungen nicht nur Macht sondern auch Erneuerung durch den Prozess ihrer Häutung verkörpern.

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