DOBIASCHOFSKY -Fondée en 1923
X lernte er das Vergolderhandwerk und ging zunächst auf Wanderschaft. Den Balkan durchquerte er fast ausschliesslich zu Fuss, von Kirche zu Kirche und immer dorthin, wo es etwas zu vergolden gab. Den jungen Handwerker zog es aber auch in denWesten, schliesslich sogar bis nach Spanien. «Er hat auf seiner Walz halb Europa gesehen», sollte sich seine Tochter Susanne (geb. 1939) spä- ter erinnern. Irgendwann imersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts liess er sich wieder in Wien nieder, wo bald darauf der Erste Welt- krieg ausbrach. Österreich-Ungarn kämpfte vier Jahre lang mit immensen Verlusten vor allem gegen Russland und Italien. August Dobiaschofsky überlebte das Soldatenleben nur knapp, infolge eines Granateneinschlags erlitt er eine schwere Lungenverletzung. Über seine Kriegserlebnisse hat er, wie so vie- le Veteranen, nie gesprochen. Als er nach dem Krieg mit angeschlage- ner Gesundheit nach Hause zurückkehren wollte, gab es das Zuhause nicht mehr. Die Mutter war mit seiner Schwester nach Bo- zen ins heutige Südtirol gezogen. Das klei- ne Vermögen aus dem Gastwirtschaftsbe- trieb war aufgebraucht und es gab nichts, was August Dobiaschofsky noch in Öster- reich zu halten vermochte. Am 14. Februar 1922 wurde er im Berner Einwanderungs- verzeichnis erstmals aktenkundig, als Beruf trug der zuständige Beamte «Vergolder» ins Register ein. Wahrscheinlich ist, dass der Immigrant nach seiner Ankunft zunächst als Angestellter in einem Berner Vergolderatelier gearbeitet hat. 1983 erinnerte sich sein Sohn Hans (Werner) Dobiaschofsky (1923-2010) an die Anfänge: «Die Auflösung der vor- maligen Kunsthandlung E. Pétion, zu wel- cher er wegen grösseren Aufträgen an die Schweizerische Landesausstellung (1914) berufen worden war, gab den Anlass zur Gründung einer eigenen Firma.» Dies deu- tet darauf hin, dass August Dobiaschofsky wahrscheinlich schon einige Jahre vor sei- ner Niederlassung in der Schweiz Bezie- hungen zu Bern gepflegt hatte. In der Bun- desstadt liierte er sich jedenfalls kurz nach seiner Ankunft mit der 13 Jahre jüngeren Irma Dal Molin (1898-1958), deren Gross- vater aus Norditalien nach Süddeutsch- land eingewandert war. Irmas Vater Gioa- chino Dal Molin arbeitete als Glasbläser in Gaggenau, die Mutter, Katharina Meier, stammte aus dem Badischen. 1922 wur- de Irma als Haushaltsangestellte bei der Familie Reichen in Bern engagiert. Gemäss Polizeiakte wohnten August Dobiaschofsky und Irma Dal Molin am 29. Juni 1922 bei den Hürlimann an der Berner Militärstrasse und zogen im Oktober 1922 an die Schau- platzgasse 9. Eigenes Geschäft 1923 sollte zu einem ganz besonderen Jahr für das Paar werden. Noch an der Schau- platzgasse eröffnete August Dobiaschofs- ky ein kleines Vergolderatelier und am 28. März 1923 gebar Irma ihr erstes gemeinsa- mes Kind, Hans (Werner) Dobiaschofsky.
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