DOBIASCHOFSKY -Fondée en 1923

XI Das Unstete blieb im Leben der kleinen Fami- lie aber noch eine ganze Weile bestehen. Am 16. Juli 1923 zügelte man – privat wie ge- schäftlich – an die Mattenhofstrasse 31. Ob- wohl esmit der SchweizerWirtschaft ab1924 unter anderem dank umfangreichen Krisen- Infrastrukturprogrammen des Bundes deut- lich aufwärts ging, hatte es der Vergolder aus Wien nicht leicht. Trotz Konjunktur schaffte er es ab 1925 nicht mehr im Alleingang und gründete am 1. Juni zusammen mit dem Fo- tografen Conrad Reichen an der Länggass- strasse 29 das Vergolder-, Einrahmungs-, Bilderhandels- und Fotogeschäft «Reichen & Dobiaschofsky». Die Firma führte sogar ein ei- genes Telefon mit der Nummer «3773» – die erste automatische Vermittlungszentrale der Schweiz war nur gerade zwei Jahre zuvor in Lausanne ans Netz gegangen. Die Zusammenarbeit der beiden Geschäfts- partner war erfolgreich, gleichzeitig aber auch von persönlichen Differenzen geprägt. Erfreulicherweise hatte August Dobiaschofs- ky bereits nach kurzer Zeit ausreichend Ka- pital angehäuft, sodass er schon bald wie- der in seiner eigenen Vergolderwerkstatt arbeiten konnte. Der 1928 an der Kessler- gasse 4 (heute Münstergasse) eröffnete Betrieb lief vielversprechend. Bis 1932 liess die wirtschaftliche Lage eine Expansion in Form eines zusätzlichen Rahmengeschäfts an der Tscharnerstrasse 13 zu. Und bereits im Jahr darauf gelang eine zukunftsweisen- de Weiterentwicklung: Am Hirschengraben 10 riefen die Dobiaschofsky zusätzlich einen kleinen Kunsthandel ins Leben. Ein Kunstprofessor als möglicher Vorfahre Wer heute in Österreich nach Mitgliedern der Familie Dobiaschofsky sucht, wird – auch unter Berücksichtigung von Schreibvarian- ten – nicht mehr fündig. Dabei hatte August Dobiaschofsky einen nicht unbekannten Na- mensvetter inWien: FranzJosefDobiaschofs- ky (1818-1867). Geboren in der österreichi- schen Metropole, avancierte dieser gegen Mitte des 19. Jahrhunderts zum angese- henen Maler im kaiserlichen Österreich-Un- garn. Seine Werke, zumeist erfüllt von religiö- sen oder historischen Motiven, werden heute noch auf dem Kunstmarkt gehandelt und sind auch in der Wiener Albertina vertreten. Und sogar das Auktionshaus Dobiaschofsky in Bern versteigerte 2002 ein Gemälde des Österreichers. Zu Bekanntheit gelangte der Maler aber vor allem aus politischen Grün- den. 1848 hatte er den Protagonisten sei- ner Komposition «Faust und Gretchen im 19. Jahrhundert» als Student mit Kalabreser und schwarz-rot-goldener Halsbinde – den Far- ben der Revolution – festgehalten, worauf- hin ihn die der Revolution feindlich gesinnte Obrigkeit des Kaiserreichs zur Überarbeitung des Gemäldes drängte. Der eigensinnige Do- biaschofsky etablierte sich später als Kunst- professor an der Wiener Akademie und starb mit nur 49 Jahren in seiner Heimatstadt. Mit der 1955 erfolgten Schaffung eines «Dobia- schofskywegs» inWien ehrte man den Künst- ler posthum. August Dobiaschofskys Tochter Susanne erinnerte sich später, dass ihr Vater lange Zeit zu ergründen gesucht hatte, ob Franz Josef Dobiaschofsky, Dameporträt. Eckhaus Hirschengraben, Bubenbergplatz & Laupenstrasse. © Burgerbibliothek, Bern.

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