"Bildnis Friederika Leuenberger".
Öl auf Leinwand,
sig. u. dat. 1885 M.r., verso a. Keilrahmen dat. "6 Août"
1885, 37x32,5 cm
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Provenance: Collection Hermann Bürki, Bern; Old Bernese private collection.
Exhibition: Albert Anker, Kunstmuseum Bern, 17 September - 11 December 1960, no. 100 (titled: "Mädchenbildnis").
Literature: Max Huggler/Hugo Wagner/Katalin von Walterskirchen, Albert Anker. Katalog der Gemälde und Ölstudien, Bern 1962, no. 214 (illustrated, titled: "Bildnis eines Mädchens"); Sandor Kuthy/Therese Bhattacharya-Stettler, Albert Anker Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, Basel/Bern 1995, p. 176, no. 350 (illustrated).
Anker was a virtuoso of child portraiture. In addition to portraits of his own children and all those who emerged from a commissioned relationship, Anker also created portraits of children who surrounded him in his rural everyday life in Ins and came up to his attic to sit as models. Although these were not actual individual portraits, the artist sometimes mentioned the name of the actual model in his sales booklet - the Livre de vente. An identification with Frederike Leuenberger is possible in this case due to the inscription on the back ("6 Août 1885"). He also portrayed the girl in other works, similar to the children of other families in Ins - the Zesiger, Gaschen or Düscher. Sometimes they also appear in certain genre scenes. The blonde girl, who turns diagonally to the left, seems shy and reserved. She waits for the painter to relieve her again. Like often, there is no direct eye contact. Over a light-coloured shirt, the girl wears a blue-patterned apron, with a colourful accent set by the cheeky coloured scarf knotted around her neck. Her serious gaze is illuminated by a warm light, which shows how masterfully the details and curves of her facial features are worked out with a fairly free brushstroke. To enhance it, a dark background supports the half figure.
Provenienz: Sammlung Hermann Bürki, Bern; Altberner Privatsammlung.
Ausstellung: Albert Anker, Kunstmuseum Bern, 17. September - 11. Dezember 1960, Nr. 100 (dort betitelt: "Mädchenbildnis").
Literatur: Max Huggler/Hugo Wagner/Katalin von Walterskirchen, Albert Anker. Katalog der Gemälde und Ölstudien, Bern 1962, Nr. 214 (mit Abbildung, dort betitelt: "Bildnis eines Mädchens"); Sandor Kuthy/Therese Bhattacharya-Stettler, Albert Anker. Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, Basel/Bern 1995, S. 176, Nr. 350 (mit Abbildung).
Albert Anker erwähnte am 5. August 1885 in seinem Livre de vente (Verkaufsbüchlein): "de M. Dubois et Bovet pour 2 têtes d'enfants, Gaschen Albert Charli et Frederike Leuenberger".
Albert Anker war ein Meister des Kinderporträts. Neben den zumeist in Paris entstandenen Bildnissen der eigenen Kinder und all jener, die aus einem Auftragsverhältnis hervorgingen, schuf Anker aus eigenem Antrieb und ohne konkreten Auftrag auch Porträts von Kindern, die ihn in seinem ländlichen Inser Alltag umgaben und zum Modellsitzen in seinen Dachstock hinaufkamen. Obwohl es sich dabei nicht um eigentliche Individualbildnisse handelte, erwähnte der Künstler zuweilen in seinem Verkaufsbüchlein - dem Livre de vente - den Namen des jeweiligen Modells. Eine Identifizierung mit Frederike Leuenberger ist im vorliegenden Fall aufgrund der rückseitigen Beschriftung ("6 Août 1885") möglich. Er porträtierte das Mädchen auch in weiteren Werken, ähnlich wie die Kinder anderer Inser Familien - der Zesiger, Gaschen oder Düscher. Bisweilen tauchen sie auch in gewissen Genreszenen auf. Das nachdenklich schräg nach links gewandte, blonde Mädchen wirkt schüchtern und zurückhaltend und in ruhiger Versunkenheit verharrend. Es wartet darauf, dass der Maler sie wieder entlässt. Wie oft findet kein direkter Blickkontakt statt. Über einem hellen Hemd trägt die Porträtierte eine blau gemusterte Schürze, wobei vor allem das keck um ihren Hals geknotete bunte Tuch einen farbigen Akzent setzt. Ihr ernstes Antlitz wird von warmem Licht beschienen, wobei deutlich wird, wie meisterhaft die Einzelheiten und Rundungen ihrer Gesichtszüge ausgearbeitet und die hochgesteckten Haare - mit recht freiem Pinselstrich - erfasst sind. Die Halbfigur, der ein melancholischer Zug immanent ist, wird wie so häufig von einer dunklen Grundierung hinterfangen, um sie auf diese Weise deutlicher hervorzuheben.
Wir danken Dr. Therese Bhattacharya-Stettler, Bern, für ihren Katalogbeitrag.