"Genfersee von Chexbres aus".
Öl auf Leinwand,
sig. "F. Hodler" u.r.,
31,5x50,5 cm
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Provenance: Galerie Tanner, Munich, 1928; Collection André Pelichet, 1964; Private collection, Switzerland, since 1974.
Exhibitions: Ferdinand Hodler. Landschaften der Reife und Spätzeit, Kunsthaus Zürich, 2. February - 5. April 1964, no. 21 (verso label); Ferdinand Hodler und der Oberaargau, Old town hall, Langenthal, 24. October - 6. December 1992 (illustrated in the catalogue p. 78).
Literature: Carl Albert Loosli, Nachtrag zum Generalkatalog der Gemälde von Ferdinand Hodler, 1924 - 1959, no. 2390; Oskar Bätschmann/Monika Brunner/Bernadette Walter, Ferdinand Hodler. Catalogue raisonné der Gemälde, Vol. 1 (part. 2), Die Landschaften, Zurich 2008, p. 361, no. 432 (illustrated).
The painting offered is registered at the Swiss Institute for Art Studies (SIK-ISEA) as an original work by Ferdinand Hodler (inventory no. 28324). It has also been included in the catalogue raisonné, which is put online by SIK-ISEA and continuously updated.
Dated around 1911.
Among Ferdinand Hodler's landscapes, lakesides play a significant role. More than one third is dedicated to them, of which more than half show Lake Geneva. No fewer than 110 paintings were created in its immediate surroundings. This undisputedly makes Lac Léman the artist's favourite motif. The area between Montreux and Lausanne was one of his favourite regions. Between 1895 and 1913 he dedicated a group of 13 paintings to the majestic view from Chexbres across the wide surface of the lake to the French Alps, which today can be found in the public collections of the Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne, the Musée d'art et d'histoire in Geneva, the Kunstmuseum Basel and the Kunsthaus Zürich, as well as in the collection of the Foundation for Art, Culture and History in Winterthur.
The "Genfersee von Chexbres aus" (View on Lake Geneva from Chexbres) shows a landscape in the early morning light of the rising sun. In comparison to the other Chexbres pictures, the view is more focused on the south-western Savoy Alps with the Dent d'Oche, which are connected to the plateau of the Montagne de Mémises and ends on the right with the Mont de Billiat. Hodler refers to the compositional concept of his series of works "Stockhornkette am Thunersee" (Stockhorn Chain on Lake Thun) from around 1910, in which the mountain massif stretches across the entire width of the picture to merge it with the compositional scheme of the concave shoreline, that runs through all his Chexbres landscapes. All signs of civilization are erased from the painting, so that the mountain range over the calm water surface becomes monumental. The dramatic light of the early morning sunrise immerses the mountain range in a delightful play of blue, violet and orange tones, which the artist captures with short, accentuated brushstrokes. The play of symmetries, reflections and repetitions that make up the painterly charm and museum quality of our "Genfersee von Chexbres aus" is exemplary of Hodler's aesthetic principles, which he himself described as "parallelism". He introduced the basic concept of his artistic work in 1897 in a lecture given in Fribourg entitled "Die Aufgabe des Künstlers" (The Task of the Artist). Based on his studies of nature and man, he came to the conclusion that trees that line a path, clouds or mountains reflected in a lake, as well as a group of people, are organized in parallel patterns. In his works he systematically sought to emphasize the order recognized in nature by means of various compositional principles such as symmetries, reflections and repetitions - with the aim of creating an "enhanced, simplified nature" "freed from all insignificant details". Hodler did not want to limit parallelism to formal repetitions, but rather to be understood as a "world law" of general validity.
Provenienz: Galerie Tanner, München, 1928; Sammlung André Pelichet, 1964; Privatbesitz, Schweiz, seit 1974.
Ausstellungen: Ferdinand Hodler. Landschaften der Reife und Spätzeit, Kunsthaus Zürich, 2. Februar - 5. April 1964, Nr. 21 (verso Etikett); Ferdinand Hodler und der Oberaargau, Altes Gemeindehaus, Langenthal, 24. Oktober - 6. Dezember 1992 (im Ausstellungskatalog S. 78, mit Abbildung).
Literatur: Carl Albert Loosli, Nachtrag zum Generalkatalog der Gemälde von Ferdinand Hodler, 1924-1959, Nr. 2390; Oskar Bätschmann/Monika Brunner/Bernadette Walter, Ferdinand Hodler. Catalogue raisonné der Gemälde, Bd. 1 (Teilbd. 2), Die Landschaften, Zürich 2008, S. 361, Nr. 432 (mit Abbildung).
Das angebotene Gemälde ist beim Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft als eigenhändiges Werk von Ferdinand Hodler registriert (Archiv-Nr. 28324). Es ist ausserdem in das Oeuvreverzeichnis aufgenommen worden, das von SIK-ISEA online gestellt und laufend erweitert wird.
Das Gemälde wird um 1911 datiert.
Unter den Landschaftsgemälden Ferdinand Hodlers spielen Seelandschaften eine besonders wichtige Rolle. Ein gutes Drittel ist ihnen gewidmet, und davon zeigt mehr als die Hälfte den Genfersee. Nicht weniger als 110 Gemälde sind in seiner unmittelbaren Nähe entstanden. Damit ist der Lac Léman das unbestrittene Lieblingsmotiv des Künstlers. Nach seiner Ankunft in Genf mit 18 Jahren bis zu seinem Tod hat Hodler den Genfersee immer wieder in Gemälden festgehalten, stets von neuem fasziniert von den malerischen Möglichkeiten, die ihm die Kombination von Bergen, Wasser und Himmel bot. Oft malte er im Genfer Hafen Pâquis, in Lausanne und Pully, oder er wählte den Standort etwas erhöht bei Chexbres, Chamby oder Caux, um der einzigartigen Szenerie und grandiosen Weite bei unterschiedlichsten Licht- und Wetterverhältnissen künstlerischen Ausdruck zu verleihen.
Die Gegend zwischen Montreux und Lausanne gehörte dabei zu seinen bevorzugten Abschnitten. Der majestätischen Sicht von Chexbres aus über die weite Seefläche gegen die französischen Alpen widmete er zwischen 1895 und 1913 eine Werkgruppe von insgesamt 13 Gemälden, die sich heute unter anderem in den öffentlichen Sammlungen des Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne, des Musée d'art et d'histoire in Genf, des Kunstmuseums Basel und des Kunsthauses Zürich sowie in der Sammlung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte in Winterthur befinden.
Unser "Genfersee von Chexbres aus" präsentiert die Landschaft im frühmorgendlichen Licht der aufgehenden Sonne. Im Unterschied zu den anderen Chexbres-Bildern ist der Blick stärker auf die südwestlich gelegenen Savoyer Alpen gerichtet mit der Dent d'Oche, die an das Plateau der Montagne de Mémises anschliesst und rechts aussen mit dem Mont de Billiat endet. Hodler knüpfte am kompositorischen Konzept seiner um 1910 entstandenen Werkreihe "Stockhornkette am Thunersee" an, bei der sich das Bergmassiv über die ganze Bildbreite erstreckt, und verband dieses mit dem Kompositionsschema der konkaven Uferlinie, das sich durch alle seine Chexbres-Landschaften zieht. Durch ihre Akzentuierung erhält die Linie eine ornamentale Qualität. Hodler spiegelte die geschwungene Uferlinie in der Form der Bergkette, wodurch das Bild in einer elliptischen Form harmonisch in sich geschlossen wirkt. Sämtliche Spuren der Zivilisation sind aus dem Gemälde getilgt, so dass die Bergkette über der ruhigen Wasserfläche Monumentalität erlangt. Die dramatischen Lichtverhältnisse des frühen Morgens mit aufgehender Sonne tauchen die Bergkette in ein reizvolles Spiel aus Blau-, Violett- und Orangetönen, die der Künstler mit kurzen, akzentuierten Pinselstrichen einfängt. Darüber erstrahlt der Himmel in satten Gelbtönen, rhythmisch durchsetzt mit kleinen Wolken in Violett, die sich als gelb leuchtende, vertikale Lichtbahnen in der Seefläche spiegeln. Mit seinem äusserst stimmungsvollen Farbklang nimmt unser Gemälde Hodlers letzte, im März 1918 kurz vor seinem Tod geschaffene Werkgruppe "Genfersee mit Mont-Blanc" visionär vorweg. Das Spiel von Symmetrien, Spiegelungen und Wiederholungen, das den malerischen Reiz und die museale Qualität unseres "Genfersees von Chexbres" ausmachen, ist beispielhaft für Hodlers ästhetischen Prinzipien, die er selbst als "Parallelismus" bezeichnete. Das grundlegende Konzept seiner künstlerischen Arbeit stellte er 1897 in einem in Fribourg gehaltenen Referat mit dem Titel "Die Aufgabe des Künstlers" vor. Anhand seiner Beobachtungen von Natur und Mensch gelangte er zur Auffassung, dass Bäume, die einen Weg säumen, Wolken oder Berge, die sich in einem See spiegeln, wie auch eine Gruppe von Personen in parallelen Mustern organisiert sind. Die in der Natur erkannte Ordnung suchte er in seinen Werken systematisch mittels verschiedener Kompositionsprinzipien wie Symmetrien, Spiegelungen und Wiederholungen hervorzuheben - mit dem Ziel, eine "gesteigerte, vereinfachte Natur" zu schaffen, "die von allen unbedeutenden Details befreit ist". Hodler wollte den Parallelismus nicht auf formale Wiederholungen beschränken, sondern vielmehr als ein "Weltgesetz" von allgemeiner Gültigkeit verstanden wissen: "Dann ist mein Werk von universeller Bedeutung; oder aber, ich habe mich geirrt und in diesem Falle ist mein Schaffen lauter Selbsttäuschung und Trug."