Honoré de Balzac: "Contes drolatiques".
2 Bde. "Die dreissig tolldreisten Geschichten". Insel Verlag, Leipzig 1911. In der Übertragung von Benno Rüttenauer. Mit 40 teils eingeklebten erotischen Illustrationen, je aquarellierte Federzeichnungen über Bleistift, teils sig., mgr. dat. 1916 oder bez., 34 davon ganzseitig (17,5x10,7 cm). Mit Exlibris von Gérard Nordmann (1930-1992). Private, weinrote Maroquineinbände mit blindgepresster Titel- und Rückenprägung sowie erotischer, intarsierter Lederschnittverzierung nach Entwürfen von Heinrich Zille auf dem Deckel, je Kl.-8°
(Bitte scrollen Sie nach unten für die deutsche Version.)
Expertise: Detlev Rosenbach, Hannover, 19.7.1985; Galerie J.H. Bauer, Hannover, 16.3.2007.
Provenance: Dr. Helmut Tenner Auctions, Heidelberg, 1984; Galerie J.H. Bauer, Hannover, 1984/85; Gérard Nordmann Erotic Collection, Geneva, 1985 - 2006; Galerie J.H. Bauer, Hannover, 2007; European private collection.
Literature: Paul Englisch, Erotische Graphik der Gegenwart, in: Zeitschrift für Sexualwissenschaft, vol. XIV, 1927, issue 9, pp. 339 - 341; "Eine tolldreiste Geschichte. Die bisher verschollenen erotischen Bilder Heinrich Zilles", in: Playboy 5 (May 1989).
The offered edition is likely to be a set of privately bound volumes that were commissioned around 1916 by a collector, who asked Heinrich Zille to enrich the existing Balzac Insel edition with watercolours. It is also possible that Zille illustrated the edition for his own personal use. It is known that the artist was accused due to 'erotically emphasized depictions' (Paul Englisch), which likely led to a fine. The volumes remained lost for decades before being rediscovered in 1984 at the antiquarian shop of Dr. H. Tenner in Heidelberg. In 1989, the 'Playboy' magazine first published some of the illustrations and attempted to trace the journey of this extremely rare book, culminating in its auction in Heidelberg. In 2005, a book edition with enlarged reproductions was published, and the work was finally released in its entirety by Area Verlag in Erftstadt.
Expertisen: Detlev Rosenbach, Hannover, 19. Juli 1985; Galerie J.H. Bauer, Hannover, 16. März 2007.
Provenienz: Dr. Helmut Tenner Auktionen, Heidelberg, 1984; Galerie J.H. Bauer, Hannover, 1984/85; Erotiksammlung Gérard Nordmann, Genf, 1985-2006; Galerie J.H. Bauer, Hannover, 2007; europäische Privatsammlung.
Literatur: Paul Englisch, Erotische Graphik der Gegenwart, in: Zeitschrift für Sexualwissenschaft, Bd. XIV, 1927, Heft 9, S. 339-341; "Eine tolldreiste Geschichte. Die bisher verschollenen erotischen Bilder Heinrich Zilles", in: Playboy 5 (Mai 1989).
Beeindruckt von den Stichen William Hogarths, nahm Heinrich Zille bereits zu Schulzeiten privaten Zeichenunterricht. 1872 begann er in Berlin eine Ausbildung als Lithograf und studierte zeitgleich als Abendschüler an der Königlichen Kunstschule bei Theodor Hosemann. Seine berufliche Laufbahn führte zu einer Anstellung als Geselle bei der Photographischen Gesellschaft Berlin, für die er 30 Jahre lang tätig bleiben sollte. Nachdem der Künstler um die Jahrhundertwende erstmals seine Arbeiten - Szenen aus der proletarischen Unterschicht - ausgestellt hatte, etablierte er sich nach und nach als Illustrator für diverse Zeitschriften, darunter auch das renommierte Magazin "Simplicissimus". 1903 erfolgte Zilles Aufnahme in die neu gegründete Berliner Secession. Erst als 50-Jähriger begann er auf Anregung von Künstlerfreunden wie Paul Klimsch und Max Liebermann als freier Künstler zu arbeiten. Seine Werke zeichneten sich durch ihren ehrlichen und ungeschönten Blick auf das Leben der ärmeren Bevölkerungsschicht aus. Besonders beeindruckend sind seine "Milljöh"-Bilder, in denen er das Alltagsleben in den Berliner Vorstädten und Arbeitervierteln in beeindruckender Detailtreue und mit aussergewöhnlicher Authentizität festhielt. Parallel zur Zeichenkunst widmete sich Zille auch der Fotografie. Hierbei schuf er bewegende Porträts der vielfältigen Gesellschaftsschichten im damaligen Berlin. 1913 traten er rund 40 weitere Künstler, aus der Berliner Secession aus und gründeten die Freie Secession, deren Vorstandsmitglied Zille wurde. Die Popularität des Künstlers fand 1928 ihren Höhepunkt in grossen Feierlichkeiten zu seinem 70. Geburtstag und in der Retrospektive "Zilles Werdegang" im Märkischen Museum. Heinrich Zilles Werk, geprägt von einer einzigartigen Mischung aus Präzision und Einfühlsamkeit, hat bis heute einen bleibenden Einfluss auf die Darstellung des Berliner Alltagslebens. Damit gilt der Deutsche als bedeutender Vertreter der Berliner Kunstszene um die Jahrhundertwende.
Vermutlich handelt es sich bei der angebotenen Edition um Privatbände, die im Auftrag eines Sammlers um 1916 an Heinrich Zille mit der Bitte gingen, die vorhandene Balzac-Inselausgabe mit Aquarellen zu bereichern. Möglich ist auch, dass Zille die Ausgabe für den Eigenbedarf illustrierte. Bekannt ist, dass der Künstler infolge "erotisch stark betonte(r) Darstellung(en)" (Paul Englisch) unter Anklage stand und diese wohl auch zu einer Geldstrafe führte. Die Bände blieben jahrzehntelang verschollen, bevor sie 1984 im Antiquariat von Dr. H. Tenner in Heidelberg wiederentdeckt wurden. Im Jahr 1989 druckte der "Playboy" erstmals einige der Illustrationen ab und versuchte den Weg des überaus raren Buches bis hin zur Versteigerung in Heidelberg nachzuvollziehen. In einer 2005 erschienenen Buchausgabe mit vergrösserten Reproduktionen wurde das Werk schliesslich vom Area-Verlag in Erfstadt integral veröffentlicht.
In general the reserve price is between 1/2 and 2/3 of the estimation. We accept written and telephone bids via login, by e-mail (info@dobiaschofsky.com), by fax +41 31 560 10 70 or mail.