--10051 7777979 TEST : CUNO AMIET : "Baum in Abendsonne" (Dobiaschofsky Auktionen AG) -3 -410051
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AMIET, CUNO

Solothurn 1868 - 1961 Oschwand

"Baum in Abendsonne".


Öl auf Leinwand,
mgr. u.r., verso a. Keilrahmen sig. u. betitelt,
99x91,5 cm

(Please scroll down for the English version.)

Provenienz: Altberner Privatsammlung.

Das angebotene, ins Jahr 1907 datierte Gemälde ist beim Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft als eigenhändige Arbeit von Cuno Amiet registriert (Inventar-Nr. 34058). Es ist ausserdem in das Oeuvreverzeichnis aufgenommen, das von SIK-ISEA online gestellt und laufend erweitert wird (Katalog-Nr. 1907:48).

Ausstellungen: Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, München, 15. Dezember 1909 - 15. Dezember 1910, Nr. 15; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt, Februar 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Düsseldorf, März 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Kunstsalon Fritz Gurlitt, Berlin, April 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Kunstsalon Emil Richter, Dresden, Mai 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Leipziger Kunstverein, Leipzig, Juni 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Kunsthandlung Eduard Schulte, Köln, Juli 1910; Januar-Ausstellung, Kunsthaus Zürich, 8. Januar - 1. Februar 1914, Nr. 27 (dort betitelt: "Baum im Abendhimmel"); Exposition Cuno Amiet, James Vibert, Galerie Moos, Genf, 2. - 31. März 1914, Nr. 8 (dort betitelt: "Arbre le soir"); Cuno Amiet, Kunsthalle Bern, 13. April - 18. Mai 1919, Nr. 61; Cuno Amiet. Von Pont-Aven zur "Brücke", Kunstmuseum Bern, 3. Dezember 1999 - 27. Februar 2000, Nr. 91; Cuno Amiet, De Pont-Aven à "Die Brücke", Musée Rath, Genf, 31. August 2000 - 7. Januar 2001, Nr. 63 (dort betitelt: "Arbre au soleil couchant").

Literatur: Raoul Nicolas, Kunsthalle Bern. Ausstellung Cuno Amiet III, in: Der Bund, Nr. 186, 2. Mai 1919; Urs Zaugg, Cuno Amiet in fotografischen Dokumenten, Herzogenbuchsee 1985, S. 41 (mit Abbildung); Franz Müller/Viola Radlach, Cuno Amiet. Die Gemälde 1883-1919, Bd. 1, Zürich 2014, S. 299, Nr. 1907.48 (mit Abbildung).

Nach einigen Jahren der Auseinandersetzung mit Ferdinand Hodlers Werken wandte sich Cuno Amiet ab 1904 erneut den nachimpressionistischen Gestaltungsmitteln zu, die er sich ein Jahrzehnt zuvor im Kreis von Paul Gauguins Freunden und Schülern im bretonischen Pont-Aven angeeignet hatte. Neben der cloisonistischen Art der Motivstilisierung mittels klar konturierter, monochromer Flächen interessierten ihn vor allem die verschiedenen Ausprägungen des Divisionismus und des Pointillismus. Das Jahr 1907 markiert einen Höhepunkt seiner Auseinandersetzung mit diesen Stilmitteln. "Baum in Abendsonne" weist einerseits dunkle Konturlinien auf, die den bewegt raumgreifenden Wuchs des monumental in das stattliche Format gesetzten Baumes unterstreichen. Andererseits wird die ganze Bildfläche durch einen ausgesprochen variantenreichen Farbauftrag in Tupfen, kurzen Strichen und parallelen Streifen strukturiert. Amiets Nähe zur französischen Frühmoderne kommt in der souveränen, gleichsam impressionistischen Wiedergabe der lichtvollen Atmosphäre eines strahlenden spätsommerlichen Abends zum Ausdruck. Anders aber als beispielsweise Georges Seurat, der seine Gemälde mit einem von den Motiven unabhängigen, homogenen Gewebe feinster Farbtupfen überzog, trägt die dynamische Faktur beim "Baum in Abendsonne" zur Verdeutlichung des Terrainverlaufs und zur Charakterisierung des Laubwerks der verschiedenen Bäume und Büsche sowie des hoch stehenden Getreides bei. Nicht zuletzt dient sie auch der Modellierung der Baumstämme. Amiet verleiht dem maltechnischen Mittel des divisionistischen Farbauftrags also eine zeichnerische Funktion. Er steht damit in der unmittelbaren Nachfolge Vincent van Goghs, mit dessen Kunst er sich damals intensiv beschäftigte. Die energische, zupackende Malerei rückt das Bild denn auch in die Nähe der aktuellen Tendenzen des Fauvismus und frühen Expressionismus und ist ein deutlicher Beleg für Amiets einzigartige Position als Vermittler zwischen der französischen und deutschen Moderne. 1906, ein Jahr vor der Entstehung von "Baum in Abendsonne" hatte Amiet die Einladung erhalten, der Künstlergruppe "Brücke" beizutreten. Die jungen deutschen Maler betrachteten die farbintensive, expressive Malerei des Schweizers als vorbildlich für ihre eigenen künstlerischen Absichten. In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg war Amiet in Deutschland stark präsent. Für "Baum in Abendsonne" sind die Stationen München, Dresden und Leipzig der gemeinsamen Wanderausstellung von Amiet und Giovanni Giacometti Ende 1909 und in der ersten Jahreshälfte 1910 in Deutschland belegt. Die Präsentation des Gemäldes an den weiteren Etappen der Schau in Frankfurt am Main, Düsseldorf, Berlin und Köln ist sehr wahrscheinlich. Die frühe Rezeption des prächtigen Werkes in Deutschland fand eine Fortsetzung. Amiet erwähnt in seinem eigenhändigen Bilderverzeichnis Ausstellungen 1911 in Mannheim und Hagen. Sie konnten bisher aber nicht identifiziert werden.

Wir danken Dr. Franz Müller für den Katalogbeitrag.

 

 

Provenance: Old Bernese private collection.

The painting on offer, dated 1907, is registered at the Swiss Institute for Art Studies (SIK-ISEA) as an original work by Cuno Amiet (inventory no. 34058, online catalogue no. 1907:48).

Exhibitions: Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, Munich, December 15, 1909 - December 15, 1910, no. 15; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt, February 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Düsseldorf, March 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Kunstsalon Fritz Gurlitt, Berlin, April 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Kunstsalon Emil Richter, Dresden, May 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Leipziger Kunstverein, Leipzig, June 1910; Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Kunsthandlung Eduard Schulte, Cologne, July 1910; Januar-Ausstellung, Kunsthaus Zürich, January 8 - February 1, 1914, no. 27 (titled: "Baum im Abendhimmel"); Exposition Cuno Amiet, James Vibert, Galerie Moos, Geneva, March 2 - 31, 1914, no. 8 (titled: "Arbre le soir"); Cuno Amiet, Kunsthalle Bern, April 13 - May 18, 1919, no. 61; Cuno Amiet. Von Pont-Aven zur "Brücke", Kunstmuseum Bern, 3 December 1999 - 27 February 2000, no. 91; Cuno Amiet, De Pont-Aven à "Die Brücke", Musée Rath, Geneva, 31 August 2000 - 7 January 2001, no. 63 (titled: "Arbre au soleil couchant").

Literature: Raoul Nicolas, Kunsthalle Bern. Ausstellung Cuno Amiet III, in: Der Bund, no. 186, 2 May 1919; Urs Zaugg, Cuno Amiet in fotografischhen Dokumenten, Herzogenbuchsee 1985, p. 41 (illustrated); Franz Müller/Viola Radlach, Cuno Amiet. Die Gemälde 1883-1919, vol. 1, Zurich 2014, p. 299, no. 1907.48 (illustrated).

From 1904, Cuno Amiet turned again more to the post-impressionist style, which he had acquired a decade earlier in the circle of Paul Gauguin's friends and students in Pont-Aven. In addition to the cloisonistic style of motif stylization using clearly contoured, monochrome surfaces, he was particularly interested in the various aspects of Divisionism and Pointillism. "Baum in Abendsonne" (Tree in the Evening Sun) shows, on the one hand, dark contour lines that stress the tree's dynamic, expansive growth. On the other hand, the entire surface of the painting is structured by an extremely varied application of paint in dots, short strokes and parallel stripes. In contrast to pointilists, the dynamic structure of the "Baum in Abendsonne" is used to illustrate the course of the terrain and to characterise the foliage of the various trees and bushes as well as the high-standing grain. It also serves to model the tree trunks. Amiet is thus the immediate successor of Vincent van Gogh, whose art he was deeply interested in at the time. The energetic, gripping painting brings the picture into the vicinity of Fauvism and early Expressionism and is clear evidence of Amiet's unique position as a mediator between French and German Modernism. In 1906, one year before the creation of "Baum in Abendsonne," Amiet had received an invitation to join the artists' group "Brücke. The young German painters regarded the colour-intensive, expressive painting of the Swiss artist as exemplary for their own artistic intentions. In the years up to the First World War, Amiet was highly represented in Germany. "Baum in Abendsonne" was shown in Munich, Dresden and Leipzig in 1909/10 as part of the touring exhibition by Amiet and Giovanni Giacometti. The presentation of the painting at the further stages of the show in Frankfurt am Main, Düsseldorf, Berlin and Cologne is also very likely. Amiet also mentions exhibitions in Mannheim and Hagen in 1911 in his own catalogue of pictures. But they could not be identified yet.

Estimation CHF 360'000
EUR 360'000
USD 387'096
Zuschlag CHF 550'000
Dieses Lot wurde auf der Auktion A138 bei DOBIASCHOFSKY AUKTIONEN AG am 09.11.2018 versteigert.


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